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Sprachempfinden- Sprachgefühl oder: Was eine gute Übersetzung charakterisiert

Das Sprachempfinden und seine Definition

„Als Sprachgefühl bezeichnet man das intuitive, unreflektierte und unbewusste Erkennen dessen, was als sprachlich richtig und angemessen bzw. als sprachlich falsch oder nicht angemessen empfunden wird (insbesondere in Wortwahl und Satzbau). Geprägt wird es im Zuge des Erwerbs der Muttersprache, wobei Herkunft, soziales Umfeld und Bildung sowie die entsprechenden sprachlichen Erfahrungen des Kindes eine maßgebliche Rolle spielen. Durch intensive und bewusste Beschäftigung mit der Sprache kann das Sprachgefühl aber auch in späteren Jahren modifiziert und intensiviert werden.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachgef%C3%BChl)

Der Originaltext als „heilige Kuh“

Texte im Original werden häufig als unbestreitbar und fundamental angesehen. Übersetzungen dagegen, so die landläufige Meinung, sind dagegen vergleichsweise ein Handwerk. Dieses meist eher als Abwertung gemeinte Substantiv umfasst und definiert jedoch die Tätigkeit des Übersetzens in mehrfacher Hinsicht falsch. Denn erstens ist die richtige und gekonnte Ausübung eines Handwerks ebenfalls eine hohe Kunst, und zweitens ist auch die treffende Übersetzung, sei es eines Werkes mit literarischem Rang oder die Transkription einer beliebigen Webseite, Kunst im wahren Sinne des Wortes, da „Kunst“ bekanntlich von „können“ kommt Die „richtige“ und damit authentische Übersetzung ist eine echte Kunstfertigkeit, und die Könner (immer ist auch das weibliche Geschlecht gleichermaßen angesprochen!) dieser Zunft sind hochsensible und mit einem großen Wissen ausgestattete Spezies!

Der Übersetzer als gründlichster Durchdringer des Textes

Eines ist Fakt, jedenfalls für jeden Übersetzer, der seine Profession ernst nimmt: Er ist der gründlichste Leser einer Abhandlung. Hier gilt es, jeden Satz einzeln zu durchdringen, sowohl als Satz für sich gesehen, als auch im Zusammenhang mit dem gesamten Kontext betrachtet. Denn der professionelle Übersetzer muss bei seiner Übertragung von einer Sprache in die andere geradezu in den Text „hineinschlüpfen“ und mit ihm regelrecht „verschmelzen.“ Dabei hat er, neben der Detailtreue, ebenso auf diverse Aspekte zu achten. Er muss nämlich gleichermaßen das, was der Autor meinte, berücksichtigen und sich zudem in die zukünftige Leserschaft hinein versetzen. Bei der Übertragung literarischer Werke hat er darüber hinaus den Besonderheiten des individuellen Stils eines Autors Rechnung zu tragen und muss weiterhin „erspüren“, ob der Schreiber des Originals mit Absicht bestimmte Ungeschicklichkeiten eingeflochten hat oder diese lediglich ein Versehen waren. Ein Übersetzer ist dem ihm vorliegenden Text im besten Sinne des Wortes „verpflichtet“. Das einzelne Wort, der Satz und schließlich die Gesamtheit des Artikels, müssen nach der Übersetzung nicht nur- und zwar in der übersetzten Sprache- nahtlos ineinander greifen, das anderssprachige Herz des Leser berühren, Inhalte vermitteln und auf den Kulturkreis der lesenden Menschen passgenau abgestimmt sein.
Lassen Sie mich dies an einem kleinen Beispiel verdeutlichen: „Ik hou van jou“ könnte ein nicht ganz so geschulter Übersetzer vom Niederländischen in die deutsche Sprache mit „Ich mag dich“ übersetzen. Richtig muss es jedoch heißen „Ich liebe dich“. Fazit: Ohne profunde Kenntnisse, gepaart mit einem intuitiven Sprachgefühl, keine „perfekte“ Übersetzung!

Aber existiert überhaupt so etwas wie die „perfekte“ Übersetzung?

Was macht eine hervorragende Übersetzung aus? Um es gleich vorweg zu nehmen: Sicherlich gibt es DIE vollkommene Übersetzung nicht. Abgesehen davon, dass sie korrekt sein muss, veranschaulichen uns gerade literarischen Übersetzungen besonders gut, dass auch diverse Übersetzungsmöglichkeiten dem Anspruch exzellenter Transkriptionen standhalten können. Qualität ist immer auch ein relativer Begriff. Sie steht nicht nur in einem zeitlichen Kontext, sondern ist immer auch von der jeweiligen Perspektive des Beurteilenden, von seinen Anforderungen und Erwartungen abhängig. Daher liegt die Güte einer Übersetzung stets im Auge des Betrachters, respektive Auftraggebers.

Übersetzung Wort für Wort

Auch so könnte Übersetzung aussehen: Der Transkribient erfasst jedes Wort des Ursprungstextes und ersetzt es durch das Wort der Zielsprache. Aber das hat natürlich rein gar nichts mit der Kunst des Übersetzens gemein. Von genau dieser Vorgehensweise können Sie sich ein Bild im Internet machen. Hier werden so genannte „automatische Übersetzungsprogramme“ genutzt. Diese beweisen hinlänglich, dass ein automatisierter Übersetzungsprozess nichts taugt. Denn die Ergebnisse sind nicht nur eklatante Fehler, sondern auch regelrechte Nonsens- Übersetzungen, die nicht zu gebrauchen sind. Das liegt unter anderem auch in der Tatsache begründet, dass keine Sprache mit einer anderen in Bezug auf Anordnung linguistischer Bestandteile, Semantik und die Wahl grammatikalischer Formen identisch oder ähnlich ist. Daher existieren bis zum heutigen Tage auch noch keine Programme, die in der Lage sind, eine gute Übersetzungsarbeit zu leisten.
Denn Intelligenz und Kreativität, unabdingbare Eigenschaften für eine gelungene Übersetzung, unterliegen nun einmal keinem Automatismus. Eine gelungene Übersetzung sollte leicht verständlich sein. Das eigentliche Ziel eines professionellen Übersetzers ist es, auch die Aussage, die hinter einem Text steht, herauszufinden, um dies auch in die Zielsprache unverändert zu integrieren.

Resümee

Das Übersetzen ist und bleibt eine eigene Kunst mit elementaren, individuellen Herausforderungen und Ansprüchen an die Wahl des Wortes und die eigene Kreativität. So sind Übersetzer trotz eines schon bestehenden Originaltextes, Urheber eines in einer anderen Sprache neu erstandenen Textes, und sie sind daher wiederum Schöpfer eines neuen Originals mit eigenem künstlerischen Anspruch!